Der Fondlefelsen
In Herznach gibt es einen kleinen Wasserfall. Nur wenige kennen ihn. Der Ort nennt sich Fondlefelsen, einige schreiben ihn auch mit dem Anfangsbuchstaben "V". Der Wanderer erreicht den kleinen Wasserfall, indem er von der Bushaltestelle "Dorf" die Bergwerk- und Ebnetstrasse unter die Füsse nimmt, nach den letzten Häusern und einer Nadelbaumplantage zuerst links und dann rechts den Feldwegen folgt (siehe Karte). Der Fondlefelsen ist mit einer christlich geprägten Sage verbunden, die man vor Ort beim Wasserfall auf der Umgehungstreppe lesen kann. Der Weg zum Fondlefelsen führt entlang eines Bächleins, an Weihern und einem Föhrenwald vorbei. Der Glögglifrosch und anderes Getier, Libellen und seltene Blumen wie Orchideen sind hier zu gegebener Zeit anzutreffen.
Das Asper Chrütz
Wer das Naturphänomen Vondlefelsen besucht, kann auch gleich einen Abstecher zum Asper Chrütz oder Kreuz einbauen. Vom Weg, der am Vondlefelsen vorbeiführt, zweigt ein unscheinbarer, fast geheimnisvoller Pfad rechts ab, der durch den Forst zum Asper Chrütz führt: Das ist ein rotes Kreuz mit der Jahreszahl 1534, beides aufgemalt auf einem Stein. Auch mit diesen Zeichen ist eine Geschichte verknüpft, die nicht nur Fiktion ist, sondern durchaus auch einen wahren Kern haben könnte und deshalb als Sage einzustufen ist.
«Bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts kann die Erzählung zurück verfolgt werden, wonach die Asper nach der Reformation an Sonntagen heimlich auf Schleichwegen ins katholische Herznach gegangen seien, um den sonntäglichen Gottesdienst zu besuchen. Nachdem die Obrigkeit von diesen Kirchgängen erfahren und sie verboten hatte, hätten die Asper bei ihrem letzten Gang im Eggwald westlich von Herznach ein Kreuz in eine Felsstufe eingekerbt…» Diese Hinweise stammen von Historiker Linus Hüsser, entnommen seinem Artikel in der Herznacher Dörferpost (Juli 2021, Ausgabe 2). Die vollständige, kurze Sage findet sich übrigens auch im Buch "Tannhupper und Leelifotzel - Sagen der Nachbarn am Hochrhein" (Hrsg. Von der Fricktalisch-Badischen-Vereinigung für Heimatkunde, 2008).
Folgt man dem Pfad weiter, gelangt man auf einen Waldweg und kann die Wanderung bequem fortsetzen.
Der Herznacher Biber
In der Wandelle (siehe Karte), entlang den Feuchtgebieten des Zihlbachs, hat sich im Sommer 2024 ein Biber niedergelassen. Arno Wernle (Vorstand im NVHU) hat mit seinem geübten Auge für die Natur den Biber im Sommer «auf frischer Tat» ertappt und ein Video gedreht. Wir zeigen hier einen Schnappschuss. Der Biber muss den Staffeleggbach heraufgekommen sein, schwimmend und auf allen Vieren. In Herznach beim Volg ist er abgebogen und den Bach in Richtung Wandelle hinaufgeschwommen. Beim Biber handelt es sich wohl um ein Jungtier, das auf der Suche nach einer neuen Heimat ist, denn die Gewässer nahe des Rheins sind viele schon belegt. Entlang des Staffeleggbachs findet man übrigens immer wieder Spuren von Bibern, die anfangen auch im Oberen Fricktal die Natur zu prägen.
Föhrenwälder
Der aufmerksame Wanderer trifft rund um Herznach und Ueken, überhaupt im Oberen Fricktal, immer wieder auf lichte Föhrenwälder, die das Sonnenlicht willkommen heissen und dem müden Gast Gelegenheit bieten, sich an der Sonne zu wärmen. Diese Föhrenwälder geben dem hiesigen Forst ein ganz eigenes Gepräge. Ihre Entstehung wird mit verschiedenen Ansätzen erklärt: Armin Wassmer führt deren Entstehung auf anspruchslose Mergel- und Molasseböden zurück und auf Bodenraub, indem früher die Bauern die fruchtbaren Erdschichten zwecks Düngung der Felder abtrugen (Zschr. Bauhinia 2009, Föhrenwälder auf Mergelböden des Aargauer Juras). Andererseits weiss man, dass die Landwirte früher gern ihr Vieh in den Wäldern weiden liessen, um die Felder dem Ackerbau zuzuführen. Das alles förderte das Wachstum der robusten Föhren und das Entstehen von Waldweiden. Heute werden die Waldwiesen gemäht, doch gibt es auch Versuche des Kantons, die Flächen wieder beweiden zu lassen, was bei richtiger Handhabung die Artenvielfalt fördert (Naturschutzprogramm Wald; Zwischenbericht 2024; Ziele und Handlungsbedarf sechste Etappe 2026–2031). In den lichten Wäldern finden sich verschiedene Orchideenarten, wie die Hundswurz und das Gefleckte Knabenkraut. Und für den Pilzliebhaber halten die Föhrenwälder im Herbst eine schöne Überraschung bereit: Hier wächst der Körnchenröhrling, ein wohlschmeckender Speisepilz.
Herznacher Hohlwege
Hohlwege gehören zu den ältesten Verkehrsverbindungen der Schweiz. Deren Alter reicht bis ins frühe Mittelalter zurück. Sie stammen gar aus alemannischer Zeit. So alt sind auch die Siedlungsspuren der Fricktaler Dörfer. Diese heute verborgenen Wege wurden demnach mehr als tausend Jahre lang genutzt. Die Wege wurden gar nicht unbedingt künstlich angelegt oder gar befestigt, vielmehr sind sie natürlich «gewachsen». Es handelt sich oft um Senken, Schluchten, kleine Täler, die sich ideal als Wege anboten. Pflästerungen wie bei Strassen aus der Römerzeit finden sich keine. Sinn dieser Wege war es, die Dörfer zu verbinden. Zuerst dienten sie als Fusswege, später transportierte man Waren oder gelangte auf ihnen zu den Feldern, die man durch Rodung der Natur abgerungen hatte. Auch Pilger waren auf ihnen unterwegs. Über die geologische Entstehung dieser natürlichen Wege wird gerätselt. Als Ursache nennen die einen die Erosion durch Fliessgewässer, andere machen das Schmelzwasser der letzten Eiszeiten verantwortlich.
Im Eggwald in Herznach, oberhalb des Rai- und Arenahofs, findet sich ein wunderbarer Föhrenwald und darin nahe des heutigen Waldrandwegs ein solcher Hohlweg (Bild 1 ). Hier verlief einst ein befahrbarer Verbindungsweg zwischen Herznach und Wölflinswil, der auf dem Flurplan von 1782 eingetragen ist (Bild 2). Vielleicht, so mutmasst Historiker Linus Hüsser, haben Erztransporte von den Gruben oberhalb Wölflinswil zu den Schmelzöfen nach Herznach und Zeihen im Mittelalter zur Entstehung des Hohlwegsystems beigetragen.
Der Hohlweg führte vom Eggwald weiter zum Asper Kreuz (Bild 3). Weiter führte der Weg durch das Fondletal hinunter nach Herznach.
(Literatur: Hüsser Linus, Von früher: Der Zerfall der ehemaligen Vogtei Herznach, in: Dörferpost Herznach, 2/2021).